So manch einer von uns war ja bestimmt schon mal einer der mehr als 50 Millionen Passagiere, die jährlich durch die Gates des Frankfurter Flughafens geschleust werden. Man ist brav zum Airline-Schalter (oder zur Self-Check-In-Maschine) gegangen, ist zum Gate gedackelt und hat sich dort bis zum Beginn des Boardings gelangweilt. Mit viel Glück wurde man dann mit dem Bus zum Flieger gebracht, so dass man auf dem Weg dahin etwas mehr zu sehen bekam als das Innere einer dieser merkwürdigen Passagierbrücken, die nicht gerade eine Zierde für die Zunft der Innenarchitekten sind. Dank Christoph und Steffi ergab nun sich die einzigartige Gelegenheit, eine Besichtigung des Flughafens machen zu können. Die in der Kantine ausliegende Teilnehmerliste war ruck-zuck voll geschrieben (unbestätigten Gerüchten zufolge sehr viel schneller als die
Listen für den Kantinen- und Flugleiterdienst), was möglicherweise daran liegen mag, dass die Besichtigungstour mit dem Sahnehäubchen eines Besuches in der A380-Werft garniert werden sollte. Man würde quasi als Fachpublikum antreten mit einem reichen Schatz an einschlägigen Erfahrungen bei Aufbau und Unterhalt eines Flugplatzes, dennoch war neben der angebrachten Gelassenheit eine gewisse Spannung zu bemerken, als man sich zu nachtschlafender Zeit in EDFJ versammelte, um die Fahrgemeinschaften zusammen zu stellen.
Am Treffpunkt im Terminal 1 in Frankfurt gab es zunächst ein paar einführende Worte, bevor der Trupp in die Hände der Tourführerin Frau Nicklas übergeben wurde. Vor Betreten des Flughafengeländes war aber erst die Hürde einer scharfen Sicherheitskontrolle mit allem drum und dran zu nehmen. Besonderes Interesse weckte Emmas Kinderwagen. In einer solch unübersichtlichen Konstruktion aus Metall- und
Plastik-teilen könnte man schließlich wer weiß was verstecken. Keinen Metalldetektor-Alarm löste interessanterweise Michels neue Schulter aus, wodurch leise Zweifel an der Material-qualität derselben entstehen könnten. Nachdem die Kontrolle ohne Verluste überwunden war, konnte es im eigens für uns reservierten Bus los gehen.
Was nun folgte, war eine von der ersten bis zur letzten Minute interessante, lehrreiche und spannende Besichtigungstour. Frau Nicklas wusste während der gesamten Fahrt mit einem enormen Detailwissen nicht nur zur Infrastruktur des Flughafens, sondern auch zu den Flugzeugen deren Technik zu beeindrucken. Zu jedem Zeitpunkt war klar: Frau Nicklas weiß, wovon sie spricht.
Komoderator Christoph Himmler versorgte uns aus erster Hand zusätzlich mit allerlei Wissenswertem zu Triebwerken, Fahrwerken etc..
Die Tour fand natürlich während des normalen Samstags-Flugbetriebes statt, was der Busfahrer mit geschickten Fahrmanövern bravourös zu meistern verstand. Man muss schon zugeben, hier war ein bisschen mehr los als zuhause. Faszinierende Perspektiven gab es obendrein wie etwa die herein schwebenden Airliner, nach denen man fast mit der Hand glaubte greifen zu können. Oder der Start eines A380, der seine mehrere hundert Tonnen Gewicht majestätisch in die Luft erhob. Oder die nur einem halben Steinwurf entfernt vorbeirollenden großen Pötte auf den Taxiways. Nicht minder
fesselnd war es, aus diesem privilegierten Blickwinkel zu sehen, was sich alles so tut, während die Jets an den Terminals stehen. Im Vorbeifahren wurden die Proportionen beispielsweise eines A380 deutlich, auf dessen Höhenleitwerk mit seinen 30 Metern Spannweite man bequem eine Cessna parken und sogar noch ein bisschen rangieren könnte.
Zwischenhalt mit Aussteigen war die Flughafen-Feuerwehr-station an der Landebahn Nordwest, zu der der Bus genau wie die Flugzeuge über die Brücke über die Autobahn und die ICE-Strecke rollte. In schickem Einheitslook mit knallgelben Warnwesten, die bei Verlassen des Busses vorschriftskonform getragen wurden, lauschte man den Erklärungen des Dienststellenleiters der Wache, die
rund um die Uhr eine ganze Menge an Personal und
Fahrzeugen für den möglichen Ernstfall bereit hält. Diese riesigen vierach- sigen Löschfahrzeuge, die man schon als kleiner Bub aus Büchern und Quartett-Kartenspielen gekannt hat: hier stehen sie, in einer blitzsauberen Halle, in der modernen Version vollgepackt mit Elektronik und anderer High-Tech, und warten auf Ihren Einsatz. Ein Feuerwehrauto
haben wir in Hammelburg zwar auch, aber fairerweise muss man zugeben: die Frankfurter
haben eine schönere Farbe.
Was es sonst noch zu sehen gab, wäre zu Fuß schwerlich zu bewältigen gewesen. Im weiteren Verlauf der Expedition passierten wir den neuen Tower, das Areal des zukünftigen Terminal 3 - momentan eine ebene Betonwüste mit hie und da aus dem Boden ragenden Rohrleitungen, das Gelände der ehemaligen Rhein-Main-US-
Airbase, die Enteisungsanlagen (nein, so was gibt es in EDFJ nicht), Wetterstationen (haben wir) und anderes mehr.
Weil auch der schönste Ausflug einmal zu Ende gehen muss und außerdem Zeit zum Mittagessen war, verabschiedeten wir uns schließlich am Terminal wieder dankbar und alle miteinander tief beeindruckt von
Frau Nicklas. Es wäre großartig, wenn sie unsere Gegeneinladung zum Rundflug um Hammelburg mit anschließender Pizza aus dem Backhaus annehmen und uns mit einem Besuch in EDFJ beehren würde.
Die nachmittägliche Führung in der A380-Werft war nur für eine begrenzte
Personenzahl möglich. Während sich die ersten zehn diesem Faszinosum hingaben, vergnügte sich der Rest auf einer kleinen Plattform, die nahe an der Startbahn West anscheinend eigens für die Plane-Spotter gebaut wurde. Von hier hat man gute Einblicke in das Flugzeug-Gewusel und den an- und abfliegenden Verkehr.
Mit einem 200er Tele an der Kamera kann man sich da kaum satt fotografieren. Ein bisschen
frustrierend ist halt, dass man ein noch so großes Objektiv aus der Fototasche zaubern kann, mindestens einer der süffisant grinsenden Herren drumherum hat bestimmt ein noch längeres. Aber wie wir wissen, ist Größe nicht das wichtigste (für ein gutes Foto).
Diejenigen, die in der Werft waren, zeigten sich schwerst beeindruckt. Christophs Arbeitsplatz aus nächster Nähe begutachten zu dürfen muss schon eine recht erhabene Erfahrung gewesen sein. Absolutes Highlight war wohl der Besuch im Cockpit dieses größten Passagierflugzeuges der Welt. Leider kann der Autor nicht aus erster Hand davon berichten. Vielleicht kann an dieser Stelle darüber noch einmal gesondert berichtet werden.
Letztendlich darf man sagen, dass es wirklich ein ganz besonderer Ausflug war. So manches ist zugegebenermaßen doch ein paar Nummern größer als am Heimatflugplatz. Die Bildauswahl versucht einen Eindruck davon vermitteln. Dank gebührt natürlich in erster Linie Steffi und Christoph fürs Organisieren.
(Mehr Fotos gibt's wie immer beim Autor und bei allen anderen, die mitgereist sind)