Es ist wieder einmal gelungen. Dem miesen Wetter davon geflogen und eine Stunde später in einer sonnigen Idylle gelandet. Laucha an der Unstrut ist die erste Station der Boys Tour 2014 mit der erprobten Truppe vom letzten Jahr (Frank, Christian, Georg, Roland, Bernd). Die Katana darf auch wieder mit und als Lastesel muss sich heuer die DR400 bewähren. Laucha, diese kleine Stadt in Sachsen-Anhalt, schmückt sich mit mehreren Zusatztiteln, die der Reihe überprüft werden wollen. Nehmen wir beispielsweise den Titel „Fliegerstadt“. Lauchas Flugplatz (EDBL) war wegen der günstigen Lage an einer mehrere Kilometer langen Hangkante einmal eines der Zentren des deutschen Segelflugsportes. Überreste der Reichssegelflugschule sind reichlich vorhanden und werden heute vom ortsansässigen Verein wieder
genutzt. Nach einem überaus freundlichen und unkomplizierten Empfang nach der Landung auf der gepflegten Graspiste erzählt man uns ein bisschen was über die Historie. Hätten wir nicht andere Pläne, würden wir auf das Angebot, am Platz in einem der vielen zur Verfügung stehenden Zimmer zu übernachten, sofort eingehen. Bei Bedarf könnte man
hier für billig Geld sogar Vollpension buchen. Nun wirbt Laucha auch mit „Wasserwandern“ auf der Unstrut, und das wollen wir ausprobieren. Die Kanus sind schon gebucht, man holt uns am Flugplatz ab und bringt uns zu dem kleinen Flüsschen. Alles klappt wie.....
....am Schnürchen. In den Dimensionen ist die Unstrut in etwa vergleichbar mit der Saale, heute fließt sie auch eher gemächlich mit etwa 3 km/h dahin. Damit droht zwar kaum die Gefahr des Kenterns, aber das hat den klitzekleinen Nachteil, dass man selbst tüchtig rudern muss, um die gefühlt 100 Kilometer Wasserweg zu bewältigen. Ein paar Blasen an den Fingern und zwei Biergärten später landet man direkt am Campingplatz, der seinerseits
wärmstens empfohlen werden kann. Das liegt einerseits an der rustikalen Gelegenheit, in einem großen Indianertipi zu übernachten (Zelt aufbauen entfällt daher), andererseits an der Gastronomie. Womit wir bei Lauchas Etikett „Winzerstadt“ angelangt wären. Zur Winzerbrotzeit in der gemütlichen Laube gibt es Kostproben regionaler Weine. Und wieder was gelernt: Man befindet sich hier im nördlichsten zusammenhängenden Weinanbaugebiet Deutschlands. Was hier gekeltert wird, braucht sich hinter den fränkischen Weinen nicht zu verstecken (Insidertip: der Müller-Thurgau vom Weingut Klaus Böhm in Kirchscheidungen). Übrigens wäre auch der Kulturbewusste hier gut aufgehoben: die kleine Stadt Nebra, Fundort der berühmten Himmelsscheibe, die mit etwa 4000 Jahren älteste bekannte Darstellung des Himmels, ist nur ein paar Kilometer entfernt.
Netterweise transferiert uns der Kanuverleiher tags darauf wieder hoch zum Flugplatz. Ursprünglich wollten wir ja nach Wismar und von da aus nach Wyk. Da es aber abzusehen ist, dass die Nordseeinseln in den kommenden Tagen in einer stabilen Regenwolke liegen werden, muss umdisponiert werden. Warum nicht etwas Neues ausprobieren? Purkshof (EDCX)
sieht vielversprechend aus. Bei einem kurzen Anruf wird zugesichert, dass man da zelten kann. Mit einem Zwischenstopp in Stendal fliegen wir also den Platz an. Die Angabe von Purkshof Info, dass die Piste 09 in Betrieb sei, führt kurzzeitig zu Irritationen, weil die 09 in den AIP und im Anflugblatt nicht aufgeführt ist. Sie ist aber einfach zu finden. Auch hier trifft man auf
eine lange und gut gepflegte Graspiste. Nach der Landung kommt verzögerungsfrei jemand mit einem großen Rasenmäher angetuckert und heißt uns herzlich willkommen. Alles völlig unkompliziert und super nett. Zelten – kein Problem, sucht euch ein schönes Plätzchen. Ach ja, die Piste 09, das hat schon so manchen verwirrt (breites Grinsen). Nun ist
man als Flieger ab dem Zeitpunkt der Landung etwas unflexibel, was die Fortbewegungsmittel angeht. Aber auch dafür findet sich eine ganz unbürokratische Lösung: am Platz sind gerade Fallschirmspringer, die uns mit ihrem Sprinter-Bus nach Warnemünde fahren. Wo man geradewegs in die Warnemünder Woche hineingerät, eine Art Volksfest mit Verkaufsständen und Fressbuden in der ganzen Stadt. Wir dürfen sogar das Auslaufen eines riesigen Kreuzfahrtschiffes bestaunen. Hier spielt das Wasser schon wieder eine herausragende Rolle. Zunächst in Form eines kühlenden Fußbades in der Ostsee vor der Kulisse drohender Gewitterwolken im Westen, und wenig später mit ordentlich Wasser von oben. Man nennt das auch Wolkenbruch. Weil jetzt irgendwie niemand mehr an den Ständen der Warnemünder Woche draußen sein will, finden wir keinen Platz in einer Kneipe. Gar nicht gut. Plan B lautet: S-Bahn nach Rostock nehmen, dort Kneipe suchen, vorher mit dem Fahrkartenautomat am Bahnhof kämpfen, die schlechte Laune der hinter uns am Automat stehenden Menschen ertragen, weil sie angeblich wegen unserer Unfähigkeit, die Fahrkartenmaschine zügig und effizient zu bedienen, höchstwahrscheinlich die S-Bahn verpassen werden. Wir erwischen den Zug als letzte. Nach einem gemütlichen Abendessen in Rostock geht’s wieder zurück zum Flugplatz, wo noch eine ganze Menge Leute auf den Beinen sind. Kaum notwendig zu erwähnen, dass es noch ein richtig netter Abend wird. Inklusive eines heißen Tipps zum Mittagessen am nächsten Tag.
Dieses Ziel steuern wir dann auch an: der Flugplatz Eggersdorf (EDCE) liegt östlich von Berlin, hat eine endlos lange Piste und eine hervorragende Gaststätte namens „Fliegende Kiste“. Die Küche ist kreativ und schmackhaft, die Preise niedrig, und nebenbei erfährt man noch, dass man hier sehr günstig übernachten könnte. Mit Frühstück.
Nächste Station ist der Leipzig-Altenburg-Airport (EDAC), einer dieser schicken Provinzflughäfen, die man für einen Haufen Geld hochgezogen hat und auf denen nix los ist. Zum Auftanken ist der Platz für uns allemal tauglich, und die Landegebühren sind in Ordnung. Leider führt die letzte Etappe zurück nach Hause.
Es war einmal mehr ein wunderbarer Ausflug. Wenn man die Flugwege in Google Earth plottet, kommen 1141 Kilometer zusammen. Man hat eine Menge netter Menschen kennen gelernt, wurde überall herzlich aufgenommen und hat auch fliegerisch dazu gelernt. ELOS und EGTP haben brav ihren Dienst getan. Interessanterweise sind die Reisegeschwindigkeiten sehr ähnlich, wenn die Katana erst mal mühsam ihre Reiseflughöhe erkämpft hat. Tante Paula hat uns mit ihrem moderaten Sprithunger positiv überrascht. Aufgrund der Erfahrungen und Erkenntnisse dieser Tour bliebe noch die Überlegung, ob man der vielleicht FSG die neue Sparte „Wassersport“ angliedern sollte.