„Delta-Zwo-Drei-Sieben-Sieben abflugbereit“. Lange Zeit war dieser Funkspruch am Flugplatz Hammelburg nicht mehr zu hören gewesen. D-2377, das ist die Kennung des beliebten Schul-Segelflugzeuges der Flugsportgruppe Hammelburg, das nach einer längeren Pause im Frühsommer 2014 wieder am Segelflugstart auf der Hohen Lanz in der Sonne glänzte. Der Doppelsitzer vom Typ ASK 13 war ein wenig in die Jahre gekommen. Seit er die Werkhallen der Alexander Schleicher Flugzeugbau in Poppenhausen im Jahr 1974 verlassen hat, haben sich mehr als 4000 Flugstunden und über 20.000 Starts an der Seilwinde und im Flugzeugschlepp angesammelt. Nach einer gründlichen Inspektion fiel im Herbst 2012 die Entscheidung zu einer kompletten Generalüberholung. „Wir hätten problemlos noch weiter fliegen können, aber Sicherheit steht in der Fliegerei nun einmal an oberster Stelle“, erklärt Dietmar Schlicker, Werkstattleiter der Flugsportgruppe.
Die Grundüberholung eines Flugzeuges bedeutet vor allem eines: eine Menge Arbeit. Man entschied sich zu einer Renovierung in zwei Hauptabschnitten. Im Winter 2012/13 waren als erstes der Rumpf und das Leitwerk an der Reihe. Dazu musste die Tuch-Bespannung komplett entfernt werden. In mühsamer und schweißtreibender Arbeit , oft bis spät in die Nacht hinein...
...befreiten die Segelflugpiloten und die Flugschüler, bewaffnet mit Schleifmaschinen und Schmirgelpapier, das nun frei gelegte Stahlrohrgerüst bis auf den letzten Rest vom alten Schutzlack. Michael Uebel, Segelflugpilot und ebenfalls maßgeblich an den Arbeiten beteiligt, weiß ein Lied davon zu singen. „Wir haben ordentlich geschuftet“, berichtet er und ergänzt: „Aber gerade für die Flugschüler war das sehr lehrreich, weil man bei solchen Aktionen mal sieht, wie komplex so ein Flieger konstruiert ist.“ Als nächstes musste die Gitterkonstruktion auf Korrosion und andere Strukturschäden überprüft werden. Dies und die Neubespannung des Rumpfes mit Ceconite, einem modernen, für die Fliegerei entwickelten Gewebe und die anschließende Lackierung übernahm ein spezialisierter Betrieb, die Eichelsdörfer GmbH Flugzeugbau in Bamberg. „Eine der wenigen Firmen in Deutschland, die solche Arbeiten in hoher Qualität durchführen können“, lobt Dietmar Schlicker. Die Neubespannung der Höhen- und Seitenruder erledigten die Hammelburger Flieger wiederum in Eigenregie, ebenso die anspruchsvolle Überholung von Steuerseilen, Zügen, Scharnieren und Umlenkrollen für die Ruderbetätigung. Im vorderen Teil des Rumpfes befindet sich das einzige Kunststoffverkleidungsteil des Fliegers, das Rumpfboot. Im Lauf der Jahre war es mehrfach modifiziert worden. Die fleißigen Hammelburger Flieger versetzten das GFK-Teil zurück in den Originalzustand und erzielten dabei sogar ein paar Kilogramm Gewichtsersparnis.
In der Saison 2013 konnte dann mit der ASK 13 erst einmal wieder geflogen werden, mit dem jetzt so gut wie neuwertigen Rumpf, aber noch mit den alten Tragflächen. Denen rückte man in der Winterpause 2013/14 zu Leibe. Typisch für Segelflugzeuge dieser Ära sind die Tragflächenholme und –rippen aus Holz gefertigt, für den Flugzeugbau ein idealer Werkstoff, da er leicht und dennoch belastbar ist. Nur an den Vorderkanten der Flügel befindet sich eine Sperrholzverschalung, der Rest ist wie der Rumpf bespannt. Bei der Überholung hieß es, auch hier das alte Tuch komplett zu entfernen und sämtliche Klebstoffreste in mühsamer Kleinarbeit abzulösen. Notwendige Ausbesserungsarbeiten und die Neubespannung mit Spezialgewebe führte wieder der Bamberger Fachbetrieb aus. Am gesamten Flugzeug wurden übrigens trotz des Alters keine nennenswerten Schäden festgestellt.
Natürlich sollte der Segelflieger auch optisch aufgefrischt werden. Nun, pünktlich zu seinem vierzigsten Geburtstag, glänzt er in einem gefälligen Elfenbeinweiß, verziert mit feuerroten, wie Sonnenstrahlen anmutenden fächerförmigen Streifen auf den Tragflächen. Schon am Boden geht von der ASK 13 eine sportliche Eleganz aus, erst recht in der Luft, ihrem eigentlichen Element. „Die Farbgebung ist eine Anlehnung an historische Kunstflugsegler wie der DFS-Habicht“, erläutert Werkstattleiter Schlicker. Faktisch steht nun nach vielen hundert Arbeitsstunden ein neuwertiges Segelflugzeug im Hangar, einmal mehr ein Beispiel, wie mit ehrenamtlicher Arbeit Werte erhalten und neu geschaffen werden können. Für die Hammelburger Piloten ist der Doppelsitzer unverzichtbar, denn er erfüllt viele Funktionen. Die Hauptrolle spielt er mit seinen gutmütigen Flugeigenschaften und seiner Robustheit in der Ausbildung der Flugschüler und ist dadurch für die Jugendarbeit in der Flugsportgruppe von größtem Wert. Erfahrene Piloten machen damit auch lange Streckenflüge, und in gewissen Grenzen sind sogar Kunstflugfiguren möglich. Dass die alte Dame bestimmt noch einmal vierzig Jahre durchhält, da sind sich die Flugsportler einig, und auch darüber, dass sie jetzt die schönste ASK 13 im ganzen Land haben. Und die einzige mit Kunstflugstreifen.